Bündnis gegen rechts

02.02.2024

Am 30. Januar 2024 fand, organisiert vom „Bündnis gegen rechts“ eine Kundgebung für solidarischen Zusammenhalt und gegen Rassismus statt. Mehr als 25.000 Menschen folgten diesem Aufruf. Zu dieser Kundgebung durfte ich einen Text beisteuern, den die wunderbare Kollegin Christina Huckle vortrug. Danach mehrten sich die Anfragen, ob ich den Text nicht öffentlich zugänglich machen möge. Dies sei hiermit geschehen:

REMIGRATION

Remigration.

Manchmal ist es EIN Ereignis, EIN Wort, das zur Initialzündung wird, für etwas, das schon lange in der Luft lag. Aktuell ist das diese perfide Zusammenkunft in Potsdam und der damit in die Welt getragene Begriff ‚Remigration‘

Remigration. Es gibt Menschen, die haben Träume, Pläne, Ziele. Und es gibt Leute, die haben Deportationsphantasien.

Remigration. Wie muss ich mir dieses Treffen in Potsdam vorstellen? Und: Will ich mir das überhaupt vorstellen?

Remigration. Verschleiernd. Zynisch. Verachtend.

Remigration. Der neue rechte Kampfbegriff. Nach Asylantenflut und aufenthaltsbeendenden Maßnahmen, nach Überfremdung und gesundem Volksempfinden nun also Remigration.

Bert Brecht kommt mir in den Sinn. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Gerade merken wir allzu deutlich, was uns allen im Grunde seit längerem klar ist:

Es gibt etwas, das größer ist als der Rahmen einer politischen Fraktion, die sich im demokratischen Spektrum bewegt. Es geht um nicht weniger als um die Verteidigung der Demokratie an sich.

Aber alles schön der Reihe nach: Ich glaube, die Frage nach Identität kann sehr schnell zum verminten Gelände werden.

Natürlich brauchen wir eine Trennung zwischen ‚Ich‘ und ‚Du‘ um ‚Ich‘ zu sein.

Aber wenn aus ‚Ich‘ und ‚Du‘

Wir‘ und ‚Ihr‘ wird, wird es schon brenzliger.

Und ganz schief geht es meistens, wenn aus ‚Wir‘ und ‚Ihr‘

Wir‘ und ‚die‘ wird.

Also ‚die‘ im Sinne von ‚die Fremden‘, ‚die Anderen‘

Ich glaube, Ressentiments, Alltagsrassismen, Vorurteile waren nie fort. Aber ich habe in jüngster Zeit Erfahrungen gemacht, die bei mir die Alarmglocken läuten lassen. Bei denen, die wir landläufig zur Nachbarschaft, zum Bekanntenkreis zur weiteren Verwandtschaft zählen.

Es mehren sich fragwürdige Sätze

Sätze, die mit „Ich habe ja nicht gegen Ausländer, aber…“ anfangen.

Oder mit „Versteh mich bitte nicht falsch. Ich würde mein Kreuz nie bei der AfD machen, aber es ist doch nicht alles schlecht, was die da…“

Und in genau diesen Situationen sind wir alle gefragt. Nicht nur hier und jetzt.

Sich – wie im Moment – unter Tausenden einig zu sein, ist relativ leicht. Den Mund aufzumachen in einer Eins-zu-eins-Situation, braucht Mut.

Rassismus, Faschismus, Antisemitismus werden salonfähig. Anonym im Netz ein Arschloch zu sein. Das ist das eine. Ebenso wie hinter vorgehaltener Hand braune Stammtischparolen rauszuhauen. Aber mein Eindruck ist (Und das ist eine neue Qualität): Die Dummheit von rechts hat aufgehört, sich zu schämen. Dieses neue Rechts glaubt, rechts, das sei die Mitte.

Uns muss immer wieder klar werden, was auf dem Spiel steht.

Wir dürfen unter keinen Umständen stillschweigend großartige Errungenschaften zur Disposition stellen. Die Genfer Flüchtlingskonvention, die europäische Menschenrechtskonvention, das deutsche Grundgesetz.

Lasst uns den Hass ins Gegenteil verkehren. Lasst uns diese Errungenschaften hochleben lassen. Lasst uns den braunen Mob nicht mit seinen Mitteln bekämpfen. Lasst uns lieber mit Liebe, Solidarität und Zusammenhalt antworten.

Lasst uns an Astrid Lindgren erinnern, die gesagt hat: „Demokratie muss in jeder Generation neu geboren werden. Und Bildung ist die Hebamme.“ Lasst uns an Albert Schweitzer erinnern, der gesagt hat: „Leben ist Leben, das leben will, inmitten von Leben, das auch leben will.“

Lasst uns friedvoll, aber laut und vernehmlich sein.

Lasst uns sichtbar machen, dass wir die Mehrheit sind.

Lasst uns die rechten Menschen verwirren, indem wir die Menschenrechte feiern.

Heute. Morgen. Übermorgen. Ein jedes Mal aufs Neue.

Dann wird klar sein:Wir müssen mit allem rechnen.

Sogar mit dem Guten

Danke für Eure Aufmerksamkeit.

Friede sei mit uns.

Willkommen und Abschied

16.11.2021

Liebe Veranstalterinnen und Veranstalter, liebe Heldinnen und Helden in Sachen Kultur,
Veränderungen stehen ins Haus: Meine bisherige Agentin Jutta Tempelmann hat sich entschlossen etwas zu wagen, das man gemeinhin als ‚Ruhestand‘ bezeichnet. Ich sage DANKE der tempi-künstleragentur für 13 Jahre guter Zusammenarbeit. 13 Jahre, das waren viele, viele Stunden vor allem vorm Rechner und am Telefon für meine Agentin und einige Kilometer auf dem Tacho für mich. In den 13 Jahren ist ist Jutta Tempelmann für mich aber auch zu einer vertrauensvollen Ansprechpartnerin – beruflich wie persönlich – geworden. Auch hierfür Danke! Doch es ist kein kompletter Abschied: Für meine Gastspiele in der Schweiz bleibt die tempi-künstleragentur weiterhin meine und Ihre Ansprechpartnerin.
 
Jenseits von Heidi-Land werde ich ab dem 15. November 2021 nun vom KulturBüro-OWL
vertreten. Meine Freude darüber könnte nicht größer sein. Seit 20 Jahren ist das KulturBüro-OWL eine starke Marke. Festivals, Gastspielreihen, Fernseh- und Radiosendungen, Galas – beim KulturBüro-OWL gaben und geben sich die besten Kolleginnen und Kollegen unserer Branche die Klinke in die Hand. Und das nicht ohne Grund: Agenturen, Künstlerinnen und Künstler, Medienpartner und nicht zuletzt das Publikum wissen Erfahrung und Professionalität in Tateinheit mit einem aufrichtig freundlichen Umgangston eben zu schätzen. Mich nach vielen Jahren der guten Zusammenarbeit nun auch noch von dieser Adresse vertreten zu wissen, ist für mich eine frohe Botschaft und bekommt zudem beinahe politische Dimensionen: Ein Bielefelder heuert an in Paderborn! Wenn das kein gelebter ostwestfälischer Friede ist, dann weiß ich‘s auch nicht.

Video „Dem Ingo wird das Theater erklärt“ – Aberglaube

27.11.2020

Es gibt so manchen Aberglaube am Theater und wer zum Beispiel im Theater pfeift, der wird auch mal eine Kiste Bier los!

Früher jedenfalls. Aber warum soll man denn nicht pfeifen? Intendant Michael Heicks klärt Ingo Börchers auf und erklärt auch, woher dieser Aberglaube überhaupt kommt!

Video „Dem Ingo wird das Theater erklärt“ – Spielplan

25.11.2020

Wer macht am Theater eigentlich den Spielplan? Wenn man hier so wie Ingo Börchers durch die Gänge streift und mal nachfragt, anscheinend alle! Ist das wirklich so? Intendant Michael Heicks klärt auf: es ist natürlich Teamarbeit! Und das ist auch gut so, schließlich wollen wir für einen vielfältigen Spielplan sorgen.